Y. Okopna
K.Hatschko
Nationale
Universität für Nahrungsmitteltechnologien
Liquidität – Kennzahlen kurzfristigen und
langfristigen Liquidität
Die
Zahlungsfähigkeit ist eine wichtig Größe bei der Beurteilung
der Stabilität eines Unternehmens. Wer nicht zahlen kann muss Insolvenz
anmelden oder sich um die Beschaffung neuer Gelder bemühen.
Um
einen objektiven Maßstab für die Zahlungsfähigkeit zu erhalten,
gibt es unterschiedliche Liquiditätskennzahlen, mit deren Hilfe sich die
Liquidität messen und bewerten lässt.
Kennzahlen
zur kurzfristigen Liquidität
Die
Analyse der kurzfristigen Liquidität betrachtet das Verhältnis von
kurzfristig verfügbaren Mittel zu kurzfristigen Verbindlichkeiten. Die
einzelnen Liquiditätsgrade ermöglichen eine Aussage über die
kurzfristige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens.
Liquidität
1. Grades (Cash Ratio)= liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100
Sie
erlaubt eine Analyse darüber, inwieweit ein Unternehmen seine derzeitigen
kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen allein durch seine liquiden Mittel
erfüllen kann. Diese „Barliquidität“ sollte zwischen 5% und 10% sein,
um kurzfristige Verbindlichkeiten schnell bedienen und den Skontoabzug nutzen
zu können.
Liquidität
2. Grades (Acid Test Ratio)= (liquide Mittel + kurzfristig Forderungen) /
kurzfristige Verbindlichkeiten x 100
Sie
ist ein Maß dafür, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seine
kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bezahlen. Bei einem Wert kleiner als 100%,
wird ein Teil der kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht durch kurzfristig zur
Verfügung stehendes Vermögen gedeckt. Dadurch kann ein
Liquiditätsengpass entstehen. Die Liquidität 2. Grades sollte daher
zwischen 100% und 120% liegen. Liegt sie darunter deutet dies auf Probleme bei
der Wertschöpfung, eine Fehlkalkulation der Produkte oder eine zu hohe
Lagerhaltung von Halb- und Fertigerzeugnissen hin, weil diese noch nicht
verkauft werden konnten.
Liquidität
3. Grades (Current Ratio)= (liquide Mittel + kurzfristige Forderungen +
Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100
Sie
gibt an, zu welchem Anteil das kurz- und mittelfristige Fremdkapital durch das
Umlaufvermögen gedeckt ist. Die Liquidität 3. Grades sollte immer
zwischen 120% und 150% liegen. Ist sie kleiner als 100% muss unter
Umständen ein Teil des Anlagevermögens verkauft werden, um die
Lieferanten bezahlen zu können. Auch deutet ein so geringer Wert auf
Probleme bei der Preisgestaltung hin. Ein Wert über 150% hingegen deutet
oft auf Probleme einer überhöhten Lagerhaltung hin, welche zuviel
Kapital bindet.
Working-Capital=
Umlaufvermögen (d.h. liquide Mittel + kurzfristige Forderungen +
Vorräte) – Kurzfristige
Verbindlichkeiten
Dieser
Wert zeigt, wie hoch der Anteil des langfristig finanzierten
Umlaufvermögens ist, d.h. welcher Teil des kurzfristig verfügbaren
Vermögens NICHT zur Finanzierung der kurzfristigen Verbindlichkeiten
benötigt wird. Somit ermöglicht die Kennziffer „Working-Capital“ eine
Aussage über die Bonität eines Unternehmens. Daher sollte der Wert
des Working-Capital mindestens > 0 sein. Ist dem nicht so, kann ein
Unternehmen schnell in Zahlungsschwierigkeiten kommen.
Neben
den Kennzahlen zur Bewertung der kurzfristigen Liquidität des Unternehmens
gibt es natürlich auch jene, mit denen sich die langfristige
Liquidität eines Unternehmens analysieren lässt.
Diese
möchte ich im Folgenden kurz vorstellen, die jeweilige Berechnungsformel
zeigen und ihre Aussage erläutern.
Kennzahlen
zur langfristigen Liquidität
Die
Analyse der langfristigen Liquidität dient der Ermittlung der
Kreditwürdigkeit und langfristigen finanziellen Stabilität eines
Unternehmens. Hierbei hilft es bestimmte Finanzierungsregeln einzuhalten:
Die
Nutzungsdauer der Investitionsobjekte sollte der Frist der Finanzierungsmittel
entsprechen.
Langfristig
gebundenes Vermögen sollte durch langfristige Mittel finanziert sein.
Nach
Möglichkeit sollte auch ein Teil des Umlaufvermögens, mindestens aber
der durchschnittliche Vorratsbestand, langfristig finanziert sein. (Wobei die
meisten Dienstleister ja kaum Vorräte haben…)
Die
folgenden Kennzahlen bringen zum Ausdruck, inwieweit die Finanzierungsregeln
tatsächlich eingehalten wurden. Je höher der Prozentsatz der
Deckungsgrade, umso stabiler steht das Unternehmen finanziell da.
Man
sollte jedoch in Bezug auf das eigene Unternehmen immer auch Branchenkennzahlen
als Vergleich hinzu ziehen, um eine relevante Aussage treffen zu können.
Deckungsgrad
1= Eigenkapital / Anlagevermögen x 100
Er
erlaubt eine Aussage darüber, inwieweit der „Besitz des Unternehmens dem
Unternehmen gehört“. Dieser Wert sollte zwischen 80% und 100% sein, ein
Leben auf zuviel Pump ist auf Dauer gefährlich!
Deckungsgrad
2= (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / Anlagevermögen x 100
Er
ermittelt, ob die Finanzierung des Anlagevermögens langfristig gesichert
ist. Dieser Wert sollte zwischen 100% und 120% sein, da ansonsten das Risiko
eines kurzfristig drohenden Liquiditätsengpasses besteht. So könnte
der Unternehmer bei Fälligkeit kurzfristiger Verbindlichkeiten in
Zahlungsschwierigkeiten geraten, falls das Umlaufvermögen zur Deckung
nicht ausreicht und das Anlagevermögen nicht so schnell liquidierbar ist.
Deckungsgrad
3= (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / (Anlagevermögen +
Vorräte) x 100
Diese
Kennzahl gibt an, ob Anlagevermögen und Vorräte (bzw. langfristiges
Umlaufvermögen) auch langfristig finanziert sind. Der Deckungsgrad 3
sollte rund 100% betragen, dann kann davon ausgegangen werden, dass das
Unternehmen solide finanziert ist.
Sind
diese Regeln eingehalten, besteht zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit
dafür, dass das finanzielle Gleichgewicht des Unternehmens auch für
die Zukunft gegeben ist.
LITERATURVERZEICHNIS
1.Fachmagazin
für Unternehmer, Selbständige & Existenzgründer 2014.
3. http://www.klaus-bartram.de/gruender6.html
4. http://www.vig.com/de/investor-relations/anleihen/unternehmens-rating.html