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ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

 

Organisierte Kriminalität hat durch die Globalisierung und die Verfügbarkeit moderner Kommunikations- und Infor­mationstechnologie weltweit an Brisanz gewonnen. Kennzeichnend für diese Form der Kriminalität ist, dass wenige Täter viele Opfer schädigen und hohe Schäden verursachen können.

Der Begriff organisierte Kriminalität bezeichnet allgemein Gruppierungen, die kriminelle Ziele systematisch verfolgen. Fachsprachlich wird der Begriff genauer definiert. Der an der Allgemeinsprache orientierte Duden verzeichnet die Schreibweise organisierte Kriminalität. Die alternative Schreibweise Organisierte Kriminalität (Abkürzung OK) wird vor allem fachsprachlich verwendet. [1]

Über den Begriff “Organisierte Kriminalität” wurde jahrelang diskutiert. Inzwischen hat man sich auf eine Definition geeinigt:

     “Organisierte Kriminalität ist die von Gewinn- oder Machtstreben bestimmte planmäßige Begehung von Straftaten, die einzeln oder in ihrer Gesamtheit von erheblicher Bedeutung sind, wenn mehr als zwei Beteiligte auf längere oder unbestimmte Dauer arbeitsteilig

a) unter Verwendung gewerblicher oder geschäftsähnlicher Struktur,

b) unter Anwendung von Gewalt oder anderer zur Einschüchterung geeigneter Mittel oder

c) unter Einflussnahme auf Politik, Medien, öffentliche Verwaltung, Justiz oder Wirtschaft zusammenwirken.”[2]

Der Begriff umfasst nicht Straftaten des Terrorismus. Im Gegensatz zum Terrorismus, bei dem Straftaten zum Erreichen politischer Ziele verübt werden, sind die im Rahmen der organisierten Kriminalität verübten Straftaten durch die (materielle) Gewinnerzielungsabsicht der Täter gekennzeichnet. Nicht profitorientierte Verbrechen (z. B. politisch oder religiös motivierte) fallen also nicht unter die Definition der organisierten Kriminalität. Im deutschen Strafgesetzbuch wird daher auch zwischen organisierter Kriminalität (§ 129, Bildung einer kriminellen Vereinigung) und Terrorismus (§ 129a, Bildung einer terroristischen Vereinigung) unterschieden.[3]

In der Realität fällt die Unterscheidung zwischen diesen unterschiedlichen Formen allerdings schwer, da sich terroristische Gruppierungen in zunehmendem Maße der organisierten Kriminalität bedienen, um sich zu finanzieren oder um Kontakte mit kriminellen Netzwerken zu knüpfen, die z. B. für den Kauf von Waffen hilfreich sind. Gleichzeitig kann es für die organisierte Kriminalität von Vorteil sein, Kontakte mit terroristischen Gruppen zu knüpfen, da von letzteren begangene Straftaten in den meisten Staaten anders bestraft werden als „gewöhnliche Kriminalität“.

Organisierte Kriminalität tritt meist in hierarchisch aufgebauten Organisationsformen auf; es gibt aber auch netzwerkartige, funktional differenzierte Organisationsformen. Unabhängig davon werden kriminelle Organisationen häufig durch ethnische Solidarität, Sprache, Sitten sowie sozialen und familiären Hintergrund zusätzlich abgestützt. So entsteht unter den einzelnen Mitgliedern ein System persönlicher und geschäftlicher kriminell nutzbarer Verbindungen, in dem oft sehr feste Autoritäts- und Abhängigkeitsverhältnisse und Sanktionsmöglichkeiten für Abweichler bestehen.

Ein Kennzeichen der organisierten Kriminalität ist die Hilfe für Gruppenmitglieder von Seiten der Organisation. So werden beispielsweise teure Anwälte und hohe Kautionsbeiträge bezahlt, Fluchthilfe geleistet, andere an Gerichtsverfahren Beteiligte eingeschüchtert und Entlastungszeugen bereitgestellt.

Konspirative Elemente wie zum Beispiel die Verwendung von Decknamen oder Codes und die gleichzeitige Verwendung mehrerer Mobilfunkkarten sind ebenfalls ein häufiger Bestandteil organisierter Kriminalität. Gegenüber der Außenwelt schotten sich organisierte kriminelle Gruppierungen oft ab, was sich in internen Konfliktlösungsmechanismen, bei denen die Polizei nicht hinzugezogen wird, und mangelnder Aussagebereitschaft gegenüber dieser äußert. Um Strafverfolgung und sonstige Probleme zu vermeiden, werden oftmals Korruption eingesetzt und Abhängigkeiten geschaffen (zum Beispiel durch Glücksspiel oder Zinswucher), die Erpressung ermöglichen.

Die “Organisierte Kriminalität” als Delikt gibt es nicht, aber es gibt Delikte, die überwiegend in diesem Bereich begangen werden:

Rauschgiftkriminalität, Drogenhandel und Schmuggel;

Waffenhandel und Schmuggel;

Kriminalität im Zusammenhang mit Nachtleben wie Zuhälterei,

Prostitution, Menschenhandel (zwecks Ausbeutung in sexueller Hinsicht oder als Arbeitskraft), illegales Glücks- und Falschspiel;

Schutzgelderpressung;

Wirtschaftskriminalität, unerlaubte Arbeitsvermittlung und Beschäftigung, illegale Einschleusung von Ausländern;

Produkt- und Markenpiraterie(gefälscht werden auch Agrarprodukte);

•Umgehung von Embargos

Herstellung und Verbreitung von Falschgeld;

Autodiebstahl und Autoschieberei sowie Kunst- und Antiquitätendiebstahl;

Geldwäsche;

Nuklearkriminalität, illegale Abfallentsorgung;

illegaler Technologietransfer.

Die OK hat viele Namen. Sie ist zumeist länderübergreifend oder sogar weltweit tätig. Die bekanntesten Organisationen sind:

Europa: Mafia (Sizilien, Italien, global agierend), Cosa Nostra (Sizilien, Italien), Camorra (Kampanien, Italien), ’Ndrangheta (Kalabrien, Italien, heutzutage global agierend), Sacra Corona Unita (Apulien, Italien), Stidda (Sizilien, Italien);

 Amerika: La Cosa Nostra (US-amerikanischer Ableger der sizilianischen Mafia), Chicago Outfit (US-amerikanische Sektion der Mafia in Chicago),  West Side Irish Mob (New York City), Mexican Mafia (Gefängnisgang in den USA), Medellín-Kartell (Medellín, Kolumbien), Cali-Kartell (Cali, Kolumbien), Mara Salvatrucha (amerikanischer Kontinent), PrimeiroComando da Capital (Brasilien), Rudaj Organisation (New Yorker Mafia, aufgelöst);

 Übrige Welt: Kosher Nostra (jüdische Mafia), Vory-V-Zakone (russische Mafia),Triade (China), Yakuza (Japan).

Diese Gruppen sind selbst wieder untergliedert in tausende von „Familien“. Daneben wird in vielen weiteren namenlosen Verbindungen Kriminalität organisiert, als “Beruf „ betrieben. Ihre Mitglieder gehören allen gesellschaftlichen Schichten an.

Die OK arbeitet verdeckt, konspirativ unter völliger Abschottung nach außen. Sie tarnt ihre kriminellen Praktiken durch Scheinfirmen und scheinbar normale Geschäftsverbindungen. Durch die „Wäsche“ kriminell erworbenen Geldes in seriösen und legalen Geldanlagen, wie Immobilien, Aktien und Unternehmen, versuchen Verbrecher, angesehene Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden. Über ihre Verbindungen in Gesellschaft und Politik, über Drohungen, Erpressung und Gewalt wollen sie zu einem Einflussfaktor werden und zu Macht gelangen.

In der EU sind nach Angaben von Europol ca. 4000 organisierte kriminelle Gruppen mit sehr unterschiedlichen Organisationsformen aktiv. Globalisierte und intensivierte Handelsbeziehungen sowie technologische Fortschritte haben erheblich zur Internationalisierung ihrer Aktivitäten über kulturelle, rechtliche und wirtschaftliche Schranken hinweg beigetragen. Das tatsächliche Ausmaß der Bedrohung durch organisierte Kriminalität ist jedoch nur schwer festzustellen; der überwiegende Teil der kriminellen Aktivitäten bleibt unerkannt. [4]

Die Statistik zeigt die Anteile der einzelnen Kriminalitätsbereiche an allen Straftatbeständen der Organisierten Kriminalität in Deutschland im Jahr 2012. Im Jahr 2012 machte der Rauschgifthandel/-schmuggel 37,0 Prozent aller Straftatbestände der Organisierten Kriminalität aus. Die folgenden Delikte stehen auch im Vordergrund: Eigentumskriminalität (13,2 %), Kriminalität in Zusammenhang mit dem Wirtschaftsleben (13,2 %), Steuer- und Zolldelikte (9,3), Fälschung und Schleusung (ca. 6 %). Die Organisationsformen ihrer Aktivitäten werden daher auch von der tatsächlichen oder angenommenen Effektivität der Strafverfolgung durch nationale Behörden oder internationale Kooperationen beeinflusst. [5]

In Zeiten der Globalisierung ist die organisierte Kriminalität längst immanenter Bestandteil wirtschaftlicher Transaktionen. Geldwäsche, Korruption, Menschenhandel – das organisierte Verbrechen gefährdet die Legitimität des Staates und stellt, je nach Weltregion, eine schleichende oder auch offene Bedrohung demokratischer Strukturen dar.

Organisierte Kriminalität wirkt destabilisierend auf die innere Sicherheit, die staatliche Ordnung und die Funktionsfähigkeit der Wirtschaftsordnung. Da der Aufwand für ihre Bekämpfung hoch ist, können Parallelgesellschaften und rechtsfreie Räume entstehen. Starke Präsenz der organisierten Kriminalität in einer Gesellschaft kann dazu führen, dass das Recht des jeweiligen Staates nicht hinreichend durchgesetzt wird, so dass die Achtung vor der Rechtsordnung schwindet.

 

Inhaltsverzeichnis

1.http://de.wikipedia.org/wiki/Organisierte_Kriminalit%E4t

2. Gemeinsame Richtlinien der Justizminister/-senatoren und der Innenminister/-senatoren der Länder über die Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei bei der Verfolgung der Organisierten Kriminalität In: Richtlinien für das Strafverfahren und das Bußgeldverfahren Anhang E Nr. 2.1. Stand: 2008

3.Strafgesetzbuch (StGB)http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__129.html

4.Kompass 2020 | Richard Mörbel& Sönke Schmidt | Verhütung und Bekämpfung der organisierten Kriminalität. April 2007 http://www.fes.de/kompass2020/pdf/Kriminalitaet.pdf

5.Das Statistik-Portal.  http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1662/umfrage/kriminalitaetsbereiche-der-organisierten-kriminalitaet/