Das
Steuersystem der Ukraine im Überblick
Master-Studenten Jurij
Skopytsch
Wissenschaftsleiter:
Yana Okopna
Nationale
Universität für Nahrungsmitteltechnologien
Einleitung. Im heutigen
Zeitalter zunehmender ökonomischer Integration trifft diese zugegebener
Maßen recht bissige Formulierung Tucholskys mehr denn je zu. Diese
Verflechtung äußert sich nicht nur im Außenhandel, sondern mit
wachsender Faktormobilität - insbesondere des Faktors Kapital - auch in
steigenden Direktinvestitionen im Ausland.
Wer
sich jedoch mit dem Gedanken einer Direktinvestition im Ausland trägt,
kommt kaum darum herum sich
zunächst zu fragen: „Was erwartet mich?“ Diese Überlegung berührt
sicher nicht nur Fragen der wirtschafte-, Steuer- und zivilrechtlichen
Gegebenheiten sowie der vorhandenen Möglichkeiten der Rechtsform- und
Standortwahl, sondern auch eine Analyse der gesamtwirtschaftlichen und
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen im
avisierten Zielland. Nicht zuletzt ist es ja auch das Wachstumspotential einer
Ökonomie, von dem die Erfolgschancen einer Investition abhängen.
Doch
auch die Strukturen einer Volkswirtschaft sind für den potentiellen
Investor sicher von Interesse. Als Transformationsökonomie ist die
Wirtschaft der Ukraine tief greifenden Veränderungen unterworfen und
verfügt daher noch nicht über stabile Strukturen, die etwa mit denen
der „gestandenen“ Marktwirtschaften Westeuropas vergleichbar wären - ein
Umstand, der einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die
Entscheidung Über eine Direktinvestition bzw. deren Umsetzung haben
dürfte. Das vorliegende Kapitel möchte daher zum einen die
Wirtschaftsstrukturen und deren Entwicklung naher beleuchten und zum anderen
einen Einblick in die gesamtwirtschaftliche Situation der Ukraine bieten.
In
Abschnitt 1 werden wir zunächst die Entwicklung der wirtschaftlichen
Strukturen betrachten und uns im dritten Abschnitt der Entwicklung des
Außenhandels und aus- gewählter Aspekte der ukrainischen
Handelspolitik zuwenden. Der vierte und fünfte Abschnitt beschäftigen
sich mit dem Finanzsektor bzw. dem Steuersystem und der Fiskalpolitik. Mit der
bisherigen Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen und Argumenten,
die dafür oder auch dagegen sprechen, werden wir uns im sechsten Abschnitt
auseinandersetzen. Da ukrainische Regierungskreise immer wieder das Ziel der
Ukraine bekräftigen, der Europäischen Union beizutreten, möchten
wir uns im siebten Abschnitt der Frage widmen, was die Ukraine auf dem Weg zu
einem Beitritt in die EU schon erreicht hat bzw. noch erreichen muss. Der achte
Abschnitt schließlich soll ein kurzes Fazit geben.
Materialen und Methoden. Die zwei wesentlichen
steuerpolitischen Maßnahmen in der Ukraine waren die Einführung der
vereinfachten Besteuerung kleiner Unternehmen4 1998 (im Folgenden
PTS) und der Fixen Agrarsteuer5 1999 (im Folgenden FAT). Ziel beider
Maßnahmen war erstens, die Entwicklung kleiner Unternehmen und
landwirtschaftlicher Betriebe zu fördern und zweitens die Eindämmung
von Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung (und damit eine Verbreiterung
der Steuerbasis) durch eine Vereinfachung der Ermittlung und eine Reduktion der
Steuerlast. Beide Steuern (PTS und FAT) reduzieren zwar die Steuerlast und
vereinfachen deren Kalkulation, unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer
Effekte auf das Staatsbudget. Für die PTS wird geschätzt,
dass der Anteil des Steueraufkommens kleiner Unternehmen mit vereinfachter
Besteuerung am in diesen Betrieben produzierten BIP hoher ist als der
entsprechende Anteil des Gewinnsteueraufkommens vor Einführung der PTS.1
Insofern kann die Einführung der PTS durchaus als erfolgreich angesehen
werden, da sie höhere Steuerzuflüsse zum Staatsbudget generiert.
Anders der Effekt der FAT: da mit ihr sehr viele Steuerprivilegien verbunden
sind, leistet das Steueraufkommen aus der FAT einen deutlich kleineren Beitrag
zum Staatsbudget als das Steueraufkommen der Landwirtschaft vor Einführung
der FAT. in diesem Sinne ist die Landwirtschaft unterbesteuert.
Der
wohl gravierendste Nachteil beider Systeme ist ihre Wirkung auf das Aufkommen
der USt.3 Die Pauschalsteuer nach PTS schließt teilweise die
Umsatzsteuer mit ein (je nach Art der gewählten Pauschalsteuer). Die
Landwirtschaft ist generell von der Zahlung der USt befreit, die beim Verkauf
von Produkten erhaltene USt muss auf spezielle Konten eingezahlt werden und
darf nur zum Erwerb landwirtschaftlicher Input-Faktoren genutzt werden. Diese
Umsatzsteuerbefreiungen führen zu einer Reduktion der Steuerbasis - und
das ausgerechnet bei der aufkommensstärksten Steuer im ukrainischen
System.
Eine
weitere Schwache beider Systeme ist die Tatsache, dass in beiden durch die
Pauschal- bzw. die fixe Steuer Sozialversicherungsbeitrage mit abgegolten sind.
Die daraus resultierenden Zuflüsse an den staatlichen Sozialversicherungsfonds
sind jedoch geringer als vor Einführung der PTS bzw. FAT. Um ein
bestimmtes Versorgungsniveau mit SV-Leistungen langfristig sicherzustellen,
muss der Sozial-versicherungsfond gegebenenfalls Zuschüsse aus dem
Staatsbudget in Anspruch nehmen.
Schlussfolgerungen:
Obwohl
die Verabschiedung des Steuergesetzbuches der Ukraine (im Folgenden: StG-
UA) schon lange1 geplant ist und erwartet wird, die
entsprechenden Entwürfe ausgearbeitet sind und im ukrainischen Parlament
diskutiert wurden,2 wird es höchstwahrscheinlich auch im Jahre
2012 nicht verabschiedet.1 Als zentrale Teile des künftigen
StG-UA werden das geänderte4 Körperschaftsteuergesetz der
Ukraine (im weiteren KStG-UA, in Kraft getreten zum 01.01.2011) und das in 2010
verabschiedete Gesetz über die Einkommensteuer natürlicher Personen1
(im weiteren EStG-UA, in Kraft getreten zum 01.01.2009) angesehen.6
Die folgenden Ausführungen basieren auf dem Rechtsstand zum 01.01.2012.
Nach Art. 13 AO-UA8
wird in der Ukraine zwischen den (gesamt)staatlichen und den örtlichen Steuern und Abgaben unterschieden. Zu
den staatlichen Steuern gehören gemäß Art 14
AO-UA die Umsatzsteuer (podatok na dodanu wartist), die Akzise (akzysnyj zbir),
die Körperschaftsteuer (podatok na prybutok pidpryjemstv), die
Einkommensteuer (podatok na dohody fisytschnych osib), die Grundsteuer (podatok
(plata) za zemliu) sowie die Kraftfahrzeugsteuer (podatok z wlasnykiw
transportnyh zasobiw). Die wichtigsten örtlichen Steuern sind in der
Ukraine gemäß Art. IS AO- UA die Werbesteuer (podatok z rcklamy) und
die Kommunalsteuer (komunalnyj podatok). Die absoluten Größen sowie
die relativen Anteile verschiedener Steuerarten am gesamten Steueraufkommen
sind anhand der Tabelle 1 und der Abbildung 1 veranschaulicht.


1. Hinterhuber, Hans H., „Strategische
Unternehmungsführung -1. Strategisches Denken:
Vision,
Unternehmungspolitik, Strategie“, 7. Aufl.,2004, Berlin
2. Mishchenko AP Strategisches Management /
Tutorial. -K: "Mitte der Lehrbücher",
2004. -285 p.
3. Grytsiuk EO Betriebswirtschaftslehre:
Studienbuch . -K.: Dakor 2009
4.http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Planung/Strategische-Unternhemensplanung.html:
07.03.2008